Die Aufgabe

In unmittelbarer Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Windenhaus auf dem Kalkberg bei Lindenberg sollte ein neues Funktionsgebäude mit Messplattform geplant werden. Das Gebäude und seine Parameter wurden stark geprägt von den spezifischen Anforderungen der Wissenschaftler des Deutschen Wetterdienstes. Wichtigstes Ziel der Planung war es, mit der baulichen Gestalt des Bauwerkes eine einwandfreie Forschungsarbeit zu gewährleisten.

Die Notwendigkeit

Als Ersatzbauwerk des alten Optiklabors und der alten Messplattform war ein neues Messfunktionsgebäude am südlichen Hang des Lindenberger Kalkberges notwendig. Für die provisorische Aufstellung der Messgeräte während der Bauzeit des Funktionsgebäudes musste eine Interimsplattform errichtet werden.

Der Planungsansatz

Es war die Aufgabe das technisch geschützte Denkmal Windenhaus als bauliche Dominante zu erhalten sowie den zusätzlichen Raumbedarf des DWD und der speziellen Forderungen der Wissenschaftler des DWD an die Höhe, Horizontfreiheit und die Geografische Orientierung der Messplattform durch den Funktionsneubau zu erfüllen.

Die Prämissen

Die direkte Zuordnung der Räume zu den Messgeräten auf dem Dach machte eine strikte Einhaltung der vom DWD geforderten Geometrien erforderlich. Trotzdem sollte das Gebäude in Zukunft flexibel auf Veränderungen reagieren. Unter diesen Voraussetzungen war der Gedanke eines neutralen Grundrisses mit auf vielfältige Art und Weise nutzbaren Räumen und einer sichtbaren, nachrüstbaren und technischen Ausrüstung geboren.

Funktion bedingt Gestaltung

Ein störungsarmer Messbetrieb auf der Plattform hatte Konsequenzen für die Grundrissgestaltung, Anordnung und Ausführung der technischen Installationen. Eine Anordnung der technischen Medien sowie deren vertikale Erschließung waren nur in der Nordostecke des Gebäudes möglich. Direkte Rohrdurchführungen durch die Dachdecke, soweit sie nicht dem messtechnischen Betrieb dienten, waren wegen der Messungen nicht möglich. Die technischen Verknüpfungen von Messgeräten und Funktionsräumen erfolgten vertikal über direkte Kabeldurchführungen, die durch die Verwendung von Kabelschotts aus dem Schiffsbau abgedichtet wurden. Die horizontale Verteilung der Netzwerk- und Lichtwellenleiterkabel erfolgt in fußbodenebenen GFK-Kanälen aus dem Tunnelbau.

Der Entwurf

Der Entwurf des Funktions- und Messgebäudes ist gekennzeichnet durch:

  • Längserstreckung des Gebäudes in geographischer Nord/Süd-Richtung
  • Stahlbetonmassenbau in Längswandbauweise als verkehrsflächenoptimierte Mittelflurlösung mit drei Geschossen, Gründung erfolgt über Fundamentplatte aus Stahlbeton
  • extensives Gründach aus Sukkulentenpflanzen unter der Messplattform zur Kompensation von Abstrahlungen, Reflexionen und zur klimatischen Normalisierung der Atmosphäre
  • Aufzugsschacht in sogenannter Baldachinform, Treppenhaus und Abluftanlage im Nordbereich des Funktionsgebäudes als leichte Stahlkonstruktion mit Holzleistenverkleidung aus einheimischen Nadelhölzern im sichtbaren Bereich
  • Zweischalige Fassadenkonstruktion mit einem sichtbaren Bereich als Betonsichtsteinfassade
  • Ausstattung von experimentnotwendigen Schwarzräumen mit Oberflächenreflexionen von weniger als 20% über gleichmäßige Texturen der verschiedenen Oberflächenmaterialien
  • Außenliegende Verschattungen und innenliegende, lichtundurchlässige Rollos für die Abdunklung, der zu Belüftungszwecken erforderlichen Fenster in den Schwarzräumen
  • Raumklimatische Behandlung aller Räume entsprechend messtechnischer Nutzungsanforderungen über eine Lüftungsanlage
  • Haustechnische Ausrüstung, Druckerhöhungsanlage

Schlußbemerkung

Nach Fertigstellung des neuen Funktionsgebäudes begannen die Sanierungsarbeiten an der vorhandenen Bausubstanz. Mit der Instandsetzung von Laborgebäuden, Werkstatt, Klub- und Tagungsgebäude sowie Pförtnergebäude wird dem Deutschen Wetterdienst eine einwandfreie Forschungsarbeit gewährleistet.


Leistungen:

Entwurfsplanung
Tragwerksplanung
Planung Heizung/ Lüftung/ Sanitär

Bauherr:
Bundesrepublik Deutschland
Liegenschafts- und Bauamt Frankfurt (Oder)

Nutzer:
Deutscher Wetterdienst

Planungsbeginn:
02/2000

Fertigstellung:
04/2003

Baukosten:
3,28 Mio. Euro

Funktion:
Funktionsgebäude mit Messplattform, Laboren und Dokumentationsräumen
4486 m³ Bruttorauminhalt