Die Aufgabe

Seit den siebziger Jahren war es Ziel, alle stationären Anlagen an einem, dem Stadtrand gelegenen Standort zusammenzulegen, dem jetzigen Hauptsitz Markendorf. Jedoch konnte bis 1984 nur der 1. Bauabschnitt realisiert werden und das für die Standortzusammenlegung notwendige 2. Bettenhaus kam nicht mehr zur Realisierung.

Die Chance

Anfang der neunziger Jahre gab es die Möglichkeit und die Notwendigkeit einer Erweiterung des Klinikumhauptsitzes durch Standortzusammenlegung der Außenstandorte. Die bauliche Substanz an bzw. in den Klinikgebäuden der Außenstandorte (Fassade, Dächer, Sanitäranlagen, Aufzüge) einschließlich der Ver- und Entsorgungsleitungen innen wie außen war marode. Eine Sanierung der Bausubstanz dieser Standorte mußte aus wirtschaftlichen Gründen verworfen werden. Neben der Zersplitterung des Klinikums auf zwei Außenstandorten führten insbesondere die innere Zersplitterung von Kliniken und Institutionen und das externe funktionelle Zusammenwirken der Kliniken und Stationen untereinander zu enormen medizinischen Erschwernissen. Die Engpässe im gesamten Betrieb des Klinikums machten eine qualitativ hohe medizinische Betreuung der Patienten fast unmöglich.

Der erste Schritt

Durch Zielplanungen erfolgte eine Bestandsaufnahme der baulichen Substanz sowie der medizintechnischen und medizintechnologischen Betriebsabläufe. Ziele konnten definiert und dokumentiert werden. Die kammartige Anordnung der Gebäude innerhalb des Klinik- Ensemble war einer Erweiterung sehr dienlich.

Die Herausforderung

Da alle baulichen Maßnahmen bei laufendem Klinikbetrieb erfolgen mussten, waren in der ersten Bauphase bauvorbereitende Infrastrukturmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Klinikbetriebes notwendig. Das vorhandene Kellergeschoß (Kollektor) des Hauptverbinders eignete sich von den vorhandenen Abmaßen ohne bauliche Veränderungen als Verkehrsfläche und Hauptverbindungsgang der Ver- und Entsorgung. Die Verteilung der Güter in der Horizontalen im Bereich der Kellerebene und von dort aus vertikal in die einzelnen Bereiche führte zu einer erheblichen Verbesserung der Funktionsbeziehungen, einer Entflechtung der Personen- und Güterwege und schuf die Voraussetzung für eine sinnvolle Neuordnung der Anlieferung/Entsorgung, einer Neugestaltung des Haupteingangs und der optimalen Anbindung eines zweiten Bettenhauses. Den wesentlichen Leistungsumfang dieser Bauphase prägten die gebäudetechnischen Maßnahmen sowie die Errichtung betriebstechnischer Funktions- und Ergänzungsbauten.

Das zweite Bettenhaus

Angebunden an das vorhandene Bettenhaus 1 wurde das Bettenhaus 2 in der wirtschaftlichen und funktionell sinnvollen Längswandbauweise als Kombination von monolithischer Stahlbetonbauweise und Halbfertigteilen errichtet. Das Bettenhaus gliedert sich in einen Allgemeinpflegetrakt mit 8 übereinander angeordneten Pflegeebenen und einen Psychiatrietrakt mit 6 übereinander angeordneten Ebenen Pflege bzw. einer erdgeschossigen Ebene für Arbeits- und Beschäftigungstherapie und soziale Dienste. Die Pflegetrakte reihen sich, gekoppelt durch die Vertikalerschließungskerne, horizontal aneinander. Zwischen den Kernen ist jeweils eine Stationseinheit angesiedelt, wobei raumprogrammgleiche Stationen in der Regel übereinander „gestapelt“ werden. Im Kellergeschoss sind verkehrsgünstig Bettenzentrale, zentrale Personalumkleiden und Technikräume platziert.

Das Entree

Durch den Neubau eines Kopfbaus giebelseitig vor dem Hauptverbinder wurde gleichzeitig die Haupteingangssituation des gesamten Klinik- Ensemble neu gelöst. Der gesamte Patienten- und Besucherverkehr wie auch Personalzugang erfolgen nun über diese zentrale Eingangshalle (außer Liegendanfahrt).Die ambulanten Patienten können bereits aus der Halle über die offene Treppenanlage kopfseitig die oberen Ebenen des Hauptverbinders mit den klinischen Arztdiensten erreichen.

Städtischer Straßenraum

Dieser öffentliche Bereich erhielt gestalterische Schwerpunkte durch die intensive Verbindung von Innenraum und ebenfalls hier schwerpunktartig gestaltetem Außenraum , Tageslichtbeleuchtung aus mehreren Richtungen horizontal und vertikal, die Höhenentwicklung der Halle mit offener Treppe, die Innenbegrünung, Wasserspiele und die eingesetzten Materialien und Farben. Die Eingangshalle läst den Eindruck eines städtischen Straßenraumes entstehen, in den sich der Servicecharakter der Information und zentralen Aufnahme, die gastronomische Betreuung und die Verkaufseinrichtungen nahtlos einfügen und der eine psychologisch beruhigende Wirkung auf Patienten und Besucher ausübt. Leuchtende Farben begrüßen und verabschieden Patienten und Besucher des Klinikums. Das sterile Weiß gehört der Vergangenheit an.

Leistungen:
Vorbereitende Untersuchungen
Antragsunterlagen zur Krankenhausförderung
Entwurfs- und Gebäudeplanung
Tragwerksplanung
Planung Technische Ausrüstung
Bauüberwachung

Bauherr:
Klinikum Frankfurt GmbH

Planungsbeginn:
1996

Fertigstellung:
2002

Investitionsvolumen:
6,78 Mio Euro (Bauphase 1)
49,3 Mio Euro (Bauphase 2)